ERSTER HALT: BAN LUNG
23. – 26. FEBRUAR 2019
Am Morgen haben wir viel Zeit bis zur Abfahrt. Also gönnen wir uns ein letztes Frühstück am Pool, packen unsere Rucksäcke und tragen sie hinunter, sind bereit zur Abfahrt. Mister Phet, der Hotelmanager, der unsere Tickets besorgt hat, ohne dass wir je ein Ticket gesehen haben, meint erst augenzwinkernd, sein Bruder hole uns mit dem Motorrad ab. Als er mein entsetztes Gesicht mit Blick auf unser Gepäck sieht, lacht er und berichtigt: Er holt uns natürlich mit dem PKW ab.
Der Bruder erscheint pünktlich und wir bekommen große Augen, denn der Bruder ist niemand anderes als der fitte junge Mann aus „unserem“ Restaurant. Noch ein Mister Phet also!
Die Fahrt beginnt. Wir fahren sehr komfortabel mit einem klimatisierten PKW über gute Straßen. Nach circa einer halben Stunde stoppt Mister Phet II an einem unscheinbaren Platz vor einem Wohnhaus und meint, dass er hier mit uns auf den Bus zur Grenze nach Kambodscha wartet.
Vor dem Haus steht ein Billiardtisch, so vertreiben sich Mister Phet II und Peter die Wartezeit mit einer Partie Snooker, umgeben von mindestens einem Hahn, verschiedenen Hennen und Katzen, die um den Tisch stolzieren und schleichen.
Die erste Partie gewinnt Peter, während der zweiten, die Mr Phet II eindeutig beherrscht, fährt ein kleinerer Bus vor. Es ist wohl unserer. Unsere Rucksäcke werden in den Gepäckraum gestopft, wir bekommen zwei exquisite Sitzplätze direkt hinter dem Fahrer. Der Beifahrer sitzt auf einem unbefestigten Plastikstuhl neben dem Schaltknüppel und los geht’s!
Leider bleibt uns diese Komfortzone nur kurz erhalten – denn bald hält der Bus wieder und es heißt, zur Grenze nach Kambodscha müssen wir aussteigen. Wir sind die einzigen. Also raus aus dem Bus – ade ihr guten Sitzplätze – raus mit dem Gepäck und rauf auf einen bereitstehenden Pickup, auf dem schon einige andere Fahrgäste warten. Die Fahrt ist zugig, uns bläst es fast weg, aber wir halten uns fest und erreichen die kambodschanische Grenze.
Dort werden wir abgeladen. Nun heißt es im Fußmarsch erst zur laotischen Ausreisestelle, dann weiterlaufen bis zur Einreisestelle nach Kambodscha: Dort füllen wir wie immer ein Formular mit allen persönlichen Daten aus. Dann fotografieren die hinter abgedunkelten Scheiben sitzenden Beamten jeden Einreisenden, außerdem werden noch Abdrücke von allen Fingern gemacht, die erforderlichen Dollars (40 pro Kopf) eingezogen, dann erst kleben sie ein Visum in die Reisepässe und wir sind offiziell in Kambodscha.
Nun müssen wir nur noch weiterlaufen bis zu einem wartenden Minivan, der uns nach Ban Lung bringt, wie wir annehmen. Wir fahren los und halten nach etwa 2 Stunden in der Stadt Stung Treng an. Dort müssen wir zu unserer Überraschung wieder umsteigen in den nächsten Minivan und komplettieren so unsere Kenntnis über die Variabilität der südostasiatischen Beförderungsmittel …
Was soll dieses Schild wohl bedeuten?
Die Fahrt beginnt und wir fahren vorbei an vielen Plantagen mit Bäumen, die orangene Früchte tragen, wobei wir nicht genau erkennen, welche Bäume das sein könnten. Erst später erfahren wir, dass es sich um Cashew-Nuss-Bäume handelt.
Das sind die auffälligen Cashew-Äpfel – auf dem Markt in Kratie fotografiert. Die Kerne hängen außen dran (sind hier schon geerntet)
Nach weiteren 2 Stunden kommen wir tatsächlich in unserem Zielort an, werden auf der Hauptstraße rausgelassen, finden sofort einen bereitwilligen Tuk-Tuk-Fahrer, der unser Hotel kennt und rattern los.
Erst geht es kreuz und quer durch einige Seitenstraßen, die nicht sehr einladend aussehen, dann biegt der Fahrer in eine steilere kleine Straße ein, kurz darauf liegt vor uns ein See ..
… und wir entdecken ein Hinweisschild auf unser Hotel „Ratanakiri-Boutique-Hotel“. Es liegt also etwas außerhalb des Stadtzentrums. Bald stoppt der Tuk-Tuk-Fahrer und vor uns, nein über uns, entdecken wir ein prächtiges Anwesen – umgeben von Palmen, einem Pool, einem Restaurant im Außenbereich. Sieht alles sehr schön aus. Der Fahrer ist so supernett meinen Rucksack die steile Auffahrt hinaufzutragen. Peter trägt seinen noch etwas schwereren Rucksack tapfer selbst.
Bald betreten wir unser schönes Zimmer und sind mal wieder sehr erleichtert angekommen zu sein. Wir packen das Nötigste aus und brechen dann wieder auf – die Abläufe ähneln sich in jeder Stadt, wir bekommen einerseits Routine, andrerseits ist es doch jedes Mal eine aufregende Entdeckungstour. Wir laufen zurück zu der Hauptstraße, an der wir ausgestiegen sind, orientieren uns an einem Stadtplan, den wir im Hotel bekommen haben und am Reiseführer und stehen bald mitten im Trubel eines kommunalen Marktes. Erst da erinnern wir uns an die Warnungen vor Handtaschen- und Geldbörsendiebstahl. Also klemme ich meine Umhängetasche unter den Arm, Peter behält seine Kamera nicht nur im Auge und so gerüstet marschieren wir durch den Markt und die angrenzenden Straßen. Leider entdecken wir kein einziges Restaurant und ich bekomme schon leichte Panik, dass wir hier verhungern müssen … wir kehren ins Hotel zurück und unser erster Eindruck ist : Geht so, diese Stadt …
Im Hotel schlagen wir im Reiseführer nach, ob es nicht doch eine Empfehlung gibt. Und wir werden fündig! Wir sind nur nicht weit genug gelaufen, das müssen wir am Abend ändern!
Im „Green Carrot“ essen wir sehr gut, sitzen in einem gemütlichen kleinen Restaurant, werden von freundlichen jungen Leuten bedient und revidieren schon jetzt mal wieder unseren ersten Eindruck von Ban Lung.
Der Rückweg durch die Stadt ist noch beleuchtet, am See entlang stolpern wir erst ein wenig blind der Straße entlang, bevor uns die Strandpromenade mit ihren Laternen den Weg erleichtert. Immerhin zwei Kilometer beträgt unser Weg von der Stadt zum Hotel – ein guter Verdauungsspaziergang!
Wir sind gespannt auf das Frühstück im Open-Air-Restaurant. Viele Speisen werden angeboten, aber leider sind alle kalt, auch die Spiegeleier und die Pfannkuchen. Verschiedene Obstsorten versöhnen uns auf der Stelle, dazu bekommen wir Saft, Tee und Kaffee – es ist alles gut!
Danach marschieren wir wieder in die Stadt. Auf unserer Suche nach dem Restaurant gestern Abend haben wir ein kleines Café entdeckt, sehr stylisch eingerichtet, mit eigener Rösterei – da wollen wir natürlich eine Kostprobe nehmen. Und was sollen wir sagen – der Cappuccino schmeckt köstlich und wir bekommen dazu noch eine Kanne Tee gereicht, der auch wunderbar schmeckt. Außerdem entdecken wir bei dem jungen Mann, der dieses Café leitet, Prospekte einer Agentur, die Touren anbietet und Fahrräder vermietet. Und diese Agentur, namens „Parrots“ ist gleich nebenan!
Nichts wie hin … Informationen über Touren einholen und zwei Mountainbikes mieten.
Ein letzter Check mit Ölen der Kette
Erst einmal für einen Tag. Wir brechen gleich auf zu einem Kratersee, über den Peter im Reiseführer gelesen hat. Zwölf Kilometer beträgt die Strecke dahin, das müsste doch locker zu schaffen sein. Wir fahren also los, finden den Weg, meistern einige steile Passagen, die uns bei den steigenden Temperaturen doch kräftig zum Schwitzen bringen und kommen schließlich dort an. Die Badesachen haben wir eingepackt. Der See ist fast kreisrund, die Umgebung erinnert uns etwas an den Mindelsee bei uns daheim, nur in einer Urwald-Ausgabe.
Es ist Sonntag, das hatten wir vergessen, daher tummeln sich sehr viele Ausflügler an den Badestellen rund um den See und wir laufen erst einmal los, wollen einen einsameren Platz suchen. Auf dem Weg fällt mir ein junger Mann auf, der wie elektrisiert auf das Ufer starrt. Ich folge seinem Blick und was entdecke ich: Eine grüne Viper mit einem Frosch im Maul! Uff! Meine Lust auf ein Bad in dem See ist schlagartig verschwunden … ja, ich weiß, die Schlangen machen uns eigentlich nichts, aber … so umrunden wir nur den See und entdecken dabei viele schöne Fotomotive.
In der größten Mittagshitze schwingen wir uns auf unsere Räder und strampeln zurück. Wir haben inzwischen etwa 34 Grad. Schwitzend erreichen wir unser Hotel und haben nur noch einen Wunsch: In den Pool zu hüpfen und uns abzukühlen. Was wir auch sofort machen. Wir genehmigen uns einen kühlen Eiskaffee und ruhen uns im Schatten der Palmen im Liegestuhl aus. Die Ruhe ist uns allerdings nicht lange vergönnt, denn kurz darauf erscheint eine chinesische Großfamilie mit einer unübersichtlichen Anzahl von lauten Kindern am Pool, woraufhin wir, nach einer interessierten Beobachtungsphase gerne den Poolplatz räumen – denn erfrischt sind wir jetzt.
Gegen Abend stecken wir unsere Taschenlampen ein, denn die Mountainbikes haben kein Licht, und fahren nochmals in Richtung Stadt, umrunden allerdings vorher den See, da wir auf der gegenüberliegenden Seite am letzten Abend viele Lichter gesehen, dazu laute Musik gehört haben und neugierig sind. Wir entdecken eine Fülle von Restaurants und Guesthouses – zu viel Rummel für uns! Also suchen wir den zweiten Restaurant-Tipp aus dem Reiseführer und finden ihn in derselben Straße wie das gestrige, noch dazu in derselben Straße wie die Agentur „Parrots“. Wieder essen wir sehr fein und genießen die lockere Atmosphäre des Restaurants mit seinen Tischen auf einer offenen Holzterrasse. Selbst jetzt, nach 19 Uhr, ist es noch sehr heiß, noch über 30 Grad und so sind wir sehr froh über die Ventilatoren, die an der Decke angebracht sind und uns frische Luft schenken.
Auf dem Rückweg verlängern wir unsere Fahrradmiete um einen weiteren Tag. Wir haben beschlossen, keine Tour zu buchen, sondern morgen eigenständig zu den ca 16 km entfernten Wasserfällen zu radeln.
Jetzt können wir zurückstrampeln und mit der Hilfe unserer Taschenlampen finden wir nach einigen Umwegen auch unser Hotel und fallen bald darauf ins Bett.
Am nächsten Tag schwingen wir uns nach dem Frühstück gleich auf unsere Räder und fahren wieder zur Hauptstraße im Zentrum zurück, biegen dann aber nicht in die gewohnte, sondern in die entgegengesetzte Richtung ab. Es geht auf gut asphaltierten Straßen bergab und so sausen wir glatt an unserem ersten Ziel vorbei. Eigentlich wollten wir einen Tempel aufsuchen, der auf einem Aussichtshügel liegt, aber der Fahrtwind tut so gut, dass wir Wat Wat sein lassen!
Nach einigen Kilometern müssen wir links abbiegen, verlassen bald die geteerte Straße und biegen ein auf sandige Wege, die im Verlauf der Strecke erstens immer mehr die Farbe wechseln und bald in dunklem Rot vor uns liegen, zweitens immer unebener werden. Schlagloch reiht sich an Schlagloch und der Weg zum ersten Wasserfall ist die pure Herausforderung. Ein Temperaturen steigen noch dazu, sie erreichen um die Mittagszeit etwas 34 – 36 Grad, so wird unsere Tour eine wirkliche „Challenge“!
Aber wir schaffen es! Und am ersten Wasserfall wartet gleich eine Riesenüberraschung auf uns! Nachdem wir die Räder abgestellt haben und unseren strapazierten Hintern Erholung versprechen, sagt Peter ganz beiläufig, dass da hinter dem Baum ein Elefant stehe. Ich denke, mein Mann hat Hitzevisionen und gehe nicht darauf ein, bis ich kurz darauf mit eigenen Augen erst einen, dann zwei und schließlich noch einen dritten Elefanten, sogar einen mit Elefantenführer auf dem Rücken (Mahout) entdecke! Was für Riesen sind das! Ich stehe ganz ergriffen und ehrfürchtig vor ihnen – mit gebührendem Abstand versteht sich.
Dann beginne ich zu fotografieren … und lese dabei einige Hinweisschilder auf das Elefantencamp. Zudem sehe ich, dass sie zwei der Elefanten Sitzvorrichtungen auf den Rücken geschnallt haben. Mit sehr engen Gurten, sie schneiden ein in die Haut der sensiblen Dickhäuter …
Es dauert ein wenig, bis wir uns von diesen Tieren lösen können, aber dann steigen wir zum Wasserfall hinunter.
Immer wieder treffen wir Mitreisende aus den Minibussen, von den Booten, aus den Hotels wieder. So auch hier am Wasserfall und während die jungen Leute alle mit Scootern oder Motorrädern am Wasserfall auftauchen, sind wir „älteren“ Herrschaften mit dem Mountainbike unterwegs – schon lustig!
Sollen wir noch zum nächsten Wasserfall oder reicht uns einer? Das sind die Überlegungen der Stunde. Geschwitzt haben wir eigentlich schon genug – auch Angstschweiß war dabei, denn die Wege sind wirklich herausfordernd. Aber wir sehen, dass der zweite Wasserfall nicht weit entfernt ist, also fahren wir hin! Und bereuen es nicht, denn dort ist ein richtiges Ausflugs-Retreat, mit vielen Hängematten, Tischen und Bänken und einer schönen Bachlandschaft plus Wasserfall. Wir stapfen erst umher, genießen die Ruhe, beobachten Kinder, die im Fluss baden und spielen und legen uns dann in zwei Hängematten unter riesige, Schatten spendende Bäume. Das schrille Konzert der Zikaden hält uns nicht davon ab, einen Mittagsschlaf zu machen und so treten wir später erholt und guter Dinge den Heimweg an.
Der fordert uns allerdings alles ab, denn bei ca 36 Grad Rad zu fahren auf dunkelroten Wegen ist nicht lustig! Dazu noch fast 20 km … es ist wirklich hart und wir halten immer wieder an, um im Schatten etwas Wasser zu trinken.
Aber auch das bekommen wir hin und kaum sind wir im Hotel, springen wir schon in den Pool.
So erfrischend wie heute haben wir das erfrischende Wasser eines Schwimmbeckens noch nie erlebt! Selbst Peter, der unermüdliche Radler, Wanderer, Abenteurer, kam bei dieser Tour an seine Schmerzgrenze, wie er selbst bestätigt!
Am Abend schnappen wir unsere Taschenlampen, schwingen uns, trotz schmerzender Hinterteile, auf unsere Räder und radeln in die Stadt. Erst geben wir die Mountainbikes zurück, die inzwischen von rotem Staub überzogen sind, dann gehen wir noch einmal ins „Green Carrot“ und essen köstlich zu Abend. Die zwei Kilometer zum Hotel gehen wir noch einmal zu Fuß zurück und freuen uns, als wir reichlich erschöpft, im Bett liegen.
Morgen erwartet uns wieder ein Reisetag, wir sind gespannt, welche Überraschungen er bringen wird!
Ulrich Mayer
Diese Trips hatten neben den üblichen Strapazen doch auch schöne entspannende Momente. Wunderbar.
In den Wasserfallsee wären wir am liebsten auch hineingesprungen.
Und dann die Hängemattenszene. Seeeehr relaxt-
Eva
Lieber Uli,
du sagst es! Wir erleben so viele unbeschreiblich schöne Momente, die kaum in Worte zu fassen sind! Dieses Ausruhen in den Hängematten mit den Zikaden über uns, dem Wasserfall neben uns … die Elefanten direkt vor uns … das ist fast unwirklich und macht alle Strapazen wett 😊. Außerdem ist es auch beruhigend zu erleben, dass wir solche Anstrengungen packen und uns auf unsere Körper noch verlassen können.
Wir wünschen euch eine sonnige Skiwoche!
Herzliche Grüße
Eva und Peter
Nicola Grote
Danke wieder, liebe Eva und Peter!
Dieses Mal für die Fahrt über die Grenze nach Kambodscha. Ihr müsst ja so was von fit sein! Diese Fahrradtouren bei den Temperaturen, schwitz und keuch … Aber dafür werdet ihr ja auch immer mit tollen Erlebnissen belohnt. Bin gespannt, was noch so kommt. Gute Reise weiterhin!
Beso
Nicola
Eva
Hola Nicola,
wir haben nicht das Gefühl besonders fit zu sein … aber vielleicht sind wir’s doch? Du hättest uns erleben sollen während der Rückfahrt – die Zungen streiften fast am Boden. Aber es ist einfach ein gutes Gefühl sich zu bewegen. Wir sitzen so viel in irgendwelchen Fahrzeugen, da müssen wir was tun für uns 😉
Saludos
Eva und Peter