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INDIANA PETE UND EVE AUF DISCOVERY-TOUR IN DEN DSCHUNGEL-TEMPELN VON ANGKOR

28. FEBRUAR – 5. MÄRZ 2019

Um 7 Uhr soll uns der Minivan am Hotel in Kratie abholen. Wir rechnen mit der üblichen Verspätung, sitzen beim Frühstück, das wir aber gleich bezahlen, denn man weiß ja nie! Und siehe da, dieser Bus kommt auf die Minute pünktlich und einmal mehr bewahrheitet sich die Erkenntnis dieser und vermutlich vieler anderer Reisen: Es kommt immer anders …
Wenige Minuten später sitzen wir nur eine Sitzreihe hinter unseren reservierten Plätzen. Anfangs sieht alles ganz gemütlich aus, jeder Fahrgast sitzt auf einem regulären Platz, es gibt sogar noch freie Plätze. Aber das bleibt nur kurz so, denn wir kurven durch diverse kleine Ortschaften und sammeln noch so viele Leute ein, dass sich am Ende 17 Erwachsene und vier Kinder die nicht ausreichenden Sitzplätze teilen. Auf einem Sitzplatz drücken sich ein Mann, eine Frau plus ihr kleines Kind aneinander und der Platz ist nur ein Hilfssitz! Zudem wird den Kindern abwechselnd schlecht während der Fahrt – ein Lob auf die mitgeführten Plastiktüten!
Wir fahren erst auf unbefestigten Nebenstrecken, dann mit einer nicht wirklich vertrauenserweckenden Fähre über den Mekong, kommen glücklicherweise am gegenüberliegenden Ufer an und fahren recht zügig weiter!

Nach einiger Zeit erreichen wir eine asphaltierte Nationalstraße, mit weniger Kurven und Schlaglöchern – die Kindermägen beruhigen sich. Im Laufe der weiteren Fahrt steigen immer wieder Leute aus, so normalisiert sich die Fahrgastzahl allmählich und wir „Übriggebliebenen“ atmen auf.
Gegen 15 Uhr, also nach schlappen acht Stunden Fahrt im überfüllten Minivan , erreichen wir Siem Reap und wieder einmal sind wir beide glücklich, den Zielort erreicht zu haben und aussteigen zu dürfen! Wie üblich schallen uns aus vielen Mündern die Lockrufe: „Monsieur, Madame – Tuk-Tuk?“ entgegen und es fällt schwer, uns so schnell sortieren und angemessen reagieren zu können. Wir entscheiden uns für denjenigen, der den Weg zu unserem Hotel anscheinend kennt. Es ist das „eOcampo Village Hotel“, das sich uns vorab schon mit einem extrem ansprechenden Videoclip präsentiert hat. Wir sind also noch neugieriger als sonst.
Doch kennt der Fahrer den Weg wirklich? Das fragen wir uns ernsthaft, als wir in eine dunkle, enge Gasse einbiegen. Aber ein Schild mit dem Namenszug des Hotels taucht auf und jetzt fragen wir uns, ob wir den richtigen Film gesehen haben …
Erst nachdem wir ausgestiegen sind und das Grundstück hinter der hohen Mauer erreichen, erkennen wir die Motive des Films wieder, gehen etwas aufrechter weiter und betreten eine „andere Welt“. Der Weg führt an einem von Palmen und Blumen umgebenen Pool vorbei, wir erreichen die Rezeption, werden sehr freundlich empfangen, bekommen einen Saft serviert und sollen kurz Platz nehmen. Dann führt uns eine sehr sympathische junge Frau zu unserem Zimmer gleich um die Ecke, im Erdgeschoss. Was für ein Schock, als wir eintreten: Das Zimmer ist dunkel, es stehen zwei King-Size-Betten drin und das Bad ist in schlechtem Zustand. Unsere Enttäuschung ist riesengroß. Doch wir geben nicht auf, denn die junge Frau hat ausdrücklich gesagt: „Please open your heart in case there is anything I can do for you“. Also nehme ich mein Herz in die Hand und kehre zur Rezeption zurück, schildere unser Problem und bitte um ein anderes, helleres Zimmer. Die junge Frau bittet wiederum um etwas Geduld, ich kehre zu Peter ins dunkle Zimmer zurück und es dauert nicht lange, da steht sie vor unserer Tür und nimmt uns mit in den zweiten Stock des Hauses. Schon das Treppenhaus ist eine Augenweide, als wir dann das Zimmer sehen, müssen wir nicht überlegen: Wir zahlen einen kleinen Aufpreis und werden ein paradiesisches „Zuhause“ haben – für die nächsten fünf Tage!


Die junge Frau heißt Ratey und ist eine solch energiegeladene, witzige, junge Frau, wie wir sie auf unserer Reise noch nicht erlebt haben, dazu spricht sie noch sehr gut Englisch, so steht den folgenden Konversationen nichts im Weg! Wir haben auch alle drei einen ähnlichen Sinn für Humor – das ist ganz wunderbar.
Ratey empfiehlt uns einen der Tuk-Tuk-Fahrer des Hotels, Mister Heang, der uns in den nächsten Tagen auf unserer Tempeltour begleiten wird und bald stellen wir fest, dass wir auch mit ihm das große Los gezogen haben.

Er begleitet uns gleich auf unserer ersten Fahrt zum Ticket-Office, denn wir wollen uns einen 3-Tage-Pass für die Tempel kaufen. Ratey empfiehlt uns zudem noch einen bestimmten Tempel für den Sonnenuntergang, zu dem wir gleich anschließend fahren werden. Wir steigen also ein und fahren zügig zu diesem Touristenzentrum, in dem außer dem Ticket-Office auch viele Souvenirshops zu finden sind. Wir müssen noch ein wenig warten, bis die Schalter öffnen, überlegen noch, an welchem wir uns wohl am besten anstellen sollen, da kommt schon erst ein freundlicher junger Mann, später noch eine junge Frau und weisen uns den Weg. Kurz darauf sind wir im Besitz unserer Besucherausweise mit Lichtbild und fahren mit Mister Heang zu unserem ersten Tempel. Offensichtlich sind wir nicht die einzigen, die diese Idee haben und so kraxeln wir bald mit vielen anderen die sehr steile Treppen zu einer der oberen Tempelplattformen hinauf, um Sonnenuntergangsbilder machen zu können. Es ist der PRE RUP Tempel, mit dem wir unsere Erkundungsreise in das Angkor-Reich und die Khmer-Kultur antreten, er stammt aus der angkorianischen Periode und wurde 944 -968 von König Rajendravarman II erbaut. Es ist ein dreistufiger Tempelberg, der nach Westen ausgerichtet ist und von diesem König als sein Mausoleum errichtet wurde.


Wir haben Glück und ergattern in der Fülle der Sonnenuntergangsjünger noch Plätze, von denen wir eine gute Sicht haben. Ist schon eigenartig, wenn man auf einem Denkmal der Geschichte steht, das so vieles „erlebt“ hat und eigentlich nur darauf wartet, dass die Natur ihr tägliches Schauspiel vorführt … fast vergisst man den Boden, den man mühsam erklommen hat …

Nun haben wir also einen ersten Eindruck gewonnen von einem Tempel und der Menge der Besucher, mit der wir uns in den nächsten Tagen die Tempellandschaft teilen werden. ANGKOR ist schließlich weltberühmt, fast zu einem neuen Weltwunder der UNESCO gewählt worden, wie Macchu Picchu, aber auch ohne dieses Prädikat ein außergewöhnlicher Ort, das zieht natürlich Massen an.

Mister Heang ist wieder zur Stelle und bringt uns zuverlässig zum Hotel zurück, wir machen einen Treffpunkt für den folgenden Tempel-Besuchs-Tag aus, den wir aber nach Rücksprache mit Ratey bald wieder revidieren. Sie hat für uns erreicht, dass wir einen Tag länger in Siem Reap bleiben können und keine Stornierungsgebühren im Hotel in der folgenden Stadt, Battambang, bezahlen müssen – Halleluja!- also haben wir einen weiteren Tag hier gewonnen und wollen diesen nutzen um uns im Nationalmuseum über die Geschichte der Stadt und ihrer Tempel zu informieren. Ratey stellt uns den Plan für drei Besuchstage so nach unseren Wünschen zusammen, dass wir dem Besucherstrom möglichst aus dem Weg gehen.


Wir schlafen gut in unserem wunderbaren Zimmer und sind neugierig aufs Frühstück. Das übertrifft alle Erwartungen. So eine Auswahl hatten wir noch nie, es gibt einfach alles – und die frisch zubereiteten Pancakes nach amerikanischem Rezept, serviert mit kanadischem Ahornsirup, sind das i-Tüpfelchen! Wir genießen ausgiebig.

Danach steht unser Besuch des Nationalmuseums auf dem Programm. Ein Franzose, mit dem wir in den 4000-Inseln zusammen im Hotel waren, hat uns diesen Besuch ans Herz gelegt, erst mit diesen Informationen mache der Besuch der Tempel Sinn, meinte er.
Und so nehmen wir uns diesen Rat zu Herzen und spazieren mit Audioguides in deutscher Sprache durch die Ausstellungsräume. Leider ist in den Räumen Fotografieren nicht erlaubt.

Wir verlassen das Museum mit sehr vielen neuen Eindrücken und Informationen erst nach fünf Stunden und wissen jetzt, dass eine mehrköpfige Kobra als Darstellung für die Schlangengöttin NAGA dient, dass sie oft an Balustraden, Gräben oder Wasserbecken zu finden ist.

Wir haben erfahren, dass die Tempel ursprünglich hinduistischer Prägung waren, uns sind BRAHMA – der Gott der Weisheit, SHIVA – verkörpert das Prinzip der Zerstörung und VISHNU – als der Erhalter, der auf der Erde für ein Gleichgewicht zwischen Gut und Böse sorgt, vertrauter geworden. Dazu noch der Gott mit dem Elefantenkopf, GANESH(A) – er gilt als der „Herr der Hindernisse“, sowohl der Beseitiger als auch der Setzer von Hindernissen.
Es würde zu weit führen, wenn wir hier in diesem Blog auch noch die Geschichte Angkors und der Khmer-Kultur beschreiben würden, wir begnügen uns im Weiteren mit Einzelheiten und der Beschreibung unserer Begegnung mit diesen geschichtsträchtigen Orten.

Zurück im Hotel haben wir noch genügend Zeit für einen schönen Poolbesuch, für einen Blogtext und anschließend für den Besuch in einem tollen vegetarischen Restaurant, ganz in der Nähe. Das BANLLÉ liegt in der Nähe des Hotels, in einem Garten, aber als wir dort ankommen, ist alles besetzt. Wir sind enttäuscht, denn das Ambiente sieht wirklich einladend aus. Aber im Moment geht nichts. Schade, also reservieren wir für den nächsten Abend und treten den Rückzug an. Da läuft uns eine der Bedienungen nach und fragt, ob wir nicht kurz im Garten warten möchten, denn ein Tisch werde gerade frei. Natürlich warten wir gerne und sitzen bald an einem stilvoll gedeckten Zweiertisch und bestellen wunderbares Essen: Ich natürlich mal wieder frische Springrolls mit Sesamsoße für uns beide, dann ein Gurkengericht mit Tofu und Peter ein besonderes Pilzgericht – es schmeckt köstlich!


Am nächsten Tag erwartet uns ein langer Tripp mit Mister Heang im Tuk-Tuk. Eine Strecke zum BENG MEALEA- TEMPEL beträgt 70 km. Mit dem Tuk-Tuk bedeutet das etwa 2 Stunden Fahrt. Was uns aber in keinster Weise unangenehm ist, sondern eher meditativ wirkt.

Das Tempo lässt alle möglichen Betrachtungen und Gedankenflüge zu, der Fahrtwind flattert uns angenehm um die Nase und so erreichen wir nach etwa 2 Stunden den Tempel. Er ist von Urwald umgeben und schon allein deshalb reizvoll. Erbaut wurde er Mitte des 12. Jahrhunderts im ANGKOR WAT-Stil und im ursprünglichen Zustand seines Auffindens belassen.

Selbst heute gibt es noch vieles zu entdecken … als besonders beachtenswert gilt das hohe Niveau seiner Steinmetzarbeiten. Wir erkennen schon hier viele Motive aus dem Museum wieder, darunter den dreiköpfigen Elefanten, die Tänzerinnen (APSARAS), die Götter SHIVA und VISHNU, die Darstellung des Mythos‘ VOM QUIRLEN DES MILCHOZEANS, die uns beide sehr beeindruckt hat.

Diese Legende stammt aus der hinduistischen Mythologie. Viele der Angkor Tempel sind als Hindu-Tempel erbaut worden und erst im Laufe der Jahrhunderte wurde von verschiedenen Herrschern ein Nebeneinander von Hinduismus und Buddhismus geschaffen, von denen letztendlich der Buddhismus überdauerte. Bei „Wikipedia“ findet ihr unter dem Stichwort „Milchozean“ die Geschichte dieses Mythos‘ ausführlich beschrieben.

In diesem Tempel finden wir auch gleich das vor, was Angkor so besonders macht: Das Nebeneinander von meist sakralen Gebäuden und der Natur. Es ist beeindruckend, wie die Wurzeln zum Beispiel der Würgefeige das vorhandene Mauerwerk geradezu sprengen und sich so ihren Lebensraum zurückerobern. Wenn nicht eingegriffen würde, wären viele der Tempel wieder im Dschungel versunken.

Wir sind schon jetzt tief beeindruckt!

Auf dem Weg zurück zu den näher an der Stadt gelegenen Tempeln hält Mister Heang bei einem der unzähligen Essensstände an und erklärt uns, was die Frauen hier bereithalten. In Bambusröhren kredenzen sie hier Klebereis mit schwarzen Bohnen und Kokosmilch. Die Röhren werden über selbstgebaute Grills mit Holzfeuer auf Tischen gelegt und so garen die Zutaten in den Bambusröhren zwei Stunden lang. Das verkohlte Äußere wird anschließend mit scharfen Klingen abgetrennt. Zum Essen schält man den Bambus in Streifen ab und genießt diese leicht süßliche Speise. So lecker es zuvor beim Vorbeifahren geduftet hat, so lecker schmeckt es auch! Das hätten wir ohne unseren Fahrer nie probiert – ein Hoch auf ihn!

Unsere nächsten Ziele tragen den Namen „Rolous-Gruppe“ wohl nach einem benachbarten Dorf. Wir beginnen mit dem PREAH KO, der auf einer Plattform sechs Türme in zwei Reihen zeigt. Er stammt aus dem 9. Jahrhundert und ist der frühste Tempel dieser Gruppe. Besonders an ihm sind die fein gearbeiteten Türstürze und die Friesarbeiten. Auch der Übergang zu Reliefarbeiten zeigt sich in den Darstellungen. Zudem tragen viele Türstütze Sanskrit-Inschriften.

Dann folgt der LOLEI, der ähnliche Feinheiten zeigt. Er stammt aus dem späteren 9. Jahrhundert.

Der BAKONG stammt aus dem späten 9. Jahrhundert, gilt als der erste Khmer Tempelberg, der pyramiden- bzw terrassenförmig aufgebaut wurde. Es finden sich sieben Stufen. Abbildungen von Asuras (Dämonen) sollen gut erhalten sein. Wir machen uns auf die Suche …

Nach diesem reichhaltigen Programm kehren wir ein wenig ermattet ins Hotel zurück, aber natürlich um unzählige Eindrücke und Fotos reicher. Wieder erfrischt uns der Pool und am Abend, also wenig später, gehen wir ganz in der Nähe essen in LILY‘s SECRET GARDEN. Wir haben uns allerdings mehr erhofft.

Heute folgt unser zweiter Tempelbesuchstag, den ersten Abendbesuch und das Nationalmuseum nicht eingerechnet. Auf dem Programm stehen: BANTEY SREI und die GRAND TOUR (PREAH KHAN – NEAK PEAN – TA SOM – EAST MEBON).
Wir haben keine Ahnung, ob wir alle vernünftig aufnehmen können.
Aber wir gehen’s wie immer gelassen an und werden schauen, was geht.
Der erste Tempel liegt wieder ein bisschen außerhalb, nicht so weit entfernt wie gestern, aber auch weit genug, um in eine meditative Stimmung zu kommen – was uns sehr guttut!

BANTEY SREI (Zitadelle der Frauen), ein nichtköniglicher Tempel, wurde in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts erbaut, es zeigt exquisite Steinmetzarbeiten, zum Teil in rotfarbenem Sandstein und es liegt halb im Urwald!


Schon auf dem Weg zum Tempel hören wir typische Urwaldgeräusche, darunter glucksende, auch lockende Vogelrufe, das Konzert der Zikaden kennen wir schon von anderen Orten, es gefällt uns aber auch hier. Wenige Menschen sind hier am frühen Morgen – wir sind um 7.30 Uhr losgefahren – und so können wir diesen Besuch in Ruhe genießen, bevor wir weiter zum nächsten Tempel tuckern. Mister Heang ist immer zuverlässig zur Stelle, fährt sehr besonnen und gekonnt unser Gefährt, wir wissen um unser Glück mit ihm!

PREAH KHAN (Heiliges Schwert), am Ende des 12. Jahrhunderts im Bayon – Stil erbaut, ist einer der größten und komplexesten Tempelbezirke Angkors, geschützt von vier Einfriedungen. An allen vier Seiten führt, wie in ANGKOR THOM, eine STRASSE DER RIESEN über den Graben. In einem Führer lesen wir, dass die Anlage auch als buddhistische Universitätsstadt genutzt wurde.

NEAK PEAN stammt aus dem späten 12., frühen 13. Jahrhundert. Es ist der einzige Inseltempel.


Hier begegnet Peter einem jungen Lehrer, der sehr engagiert für seine Schule eintritt. Er möchte dort Kindern aus armen Familien helfen und geht, sobald er frei hat, Geld sammeln an Orten, von denen er denkt, Menschen mit seinem Anliegen erreichen zu können. Er lädt uns ein zu kommen und seine Schule mit den Schülern zu besuchen … wir zögern, würden eigentlich sehr gerne mitkommen, aber der Ort liegt zu weit entfernt, so begnügen wir uns mit einem Hinweis auf den Facebookauftritt der Schule unter dem Stichwort: “Saving the poverty Families and Communities Organization“ mit ihrem Chef: “Chheng Bun Hoeun“ – vielleicht interessiert sich ja der eine oder die andere dafür und möchte solch ein Projekt gerne unterstützen?
Und wieder einmal lässt uns eine Begegnung wie diese die Besonderheit unserer Reise schätzen.

Wir schaffen auch den nächsten Tempel noch: TA SOM. Stammt auch aus dem 12./23. Jahrhundert, wurde im Bayon-Stil erbaut, was man vor allem an den Gesichtstürmen erkennt. Gleich am Parkplatz, über dem westlichen Eingangstor befindet sich einer. Eindrucksvoller ist jedoch der Gesichtsturm über dem Ostturm, der noch fest im Griff einer Würgefeige ist.

Es folgt zum Abschluss des Tages der Besuch des ÖSTLICHEN MEBON. Wieder ein älterer Tempel aus der angkorianischen Periode (10. Jarhundert), liegt auf einer Insel und wurde von dem damaligen König RAJENDRAVARMAN II als Verehrungsstätte für die Ahnen errichtet. Auf einem quadratischen Untergrund steht in den vier Ecken jeweils ein Elefant aus fein bearbeitetem Sandstein mit Glocken um den Hals. Auf der obersten Plattform umgeben vier Türme einen mittleren Hauptturm. Sorgfältig gearbeitete Säulen und Türstürze sind zu entdecken, wobei Löcher im Mauerwerk darauf schließen lassen, dass die Ziegelsteine mit Stuck umgeben waren.

So, nun sind wir voller Eindrücke, die wir sacken lassen wollen. Schon jetzt können wir sagen, dass der Besuch im Museum sehr wertvoll war, dass wir mit unseren Ratgebern, Ratey und Mister Heang, tolle Touren geplant haben, die den gewaltigen Touristenströme ziemlich gut aus dem Weg gingen, und dass es einmalige Eindrücke sind, die wir hier sammeln dürfen, von denen wir noch lange zehren werden!
Der Abend verschafft uns noch mehr bleibende Eindrücke: Peter bestellt sich zum Essen geröstete rote Baumameisen mit Rindfleisch.

Wir besuchen das touristische Zentrum von Siem Reap und erleben eine völlig andere Stadt! Menschen, Menschen und noch einmal Menschen drängen sich in engen Straßen und Plätzen. Restaurants, laute Bars, alles, was wir nicht brauchen, sammelt sich in diesem Zentrum und so fliehen wir sehr schnell wieder in unsere geruhsame Ecke, mit den kleinen Restaurants und unserem wunderbaren Hotel.

Heute gehen wir besonders früh zu Bett, denn morgen treffen wir uns um 5 Uhr mit Mister Heang, um zu einem bestimmten Tempel zu fahren an dem wir den Sonnenaufgang erleben wollen.

Der Wecker klingelt um 4.30 Uhr, aber wir sind beide schon vorher wach. Ich rufe in meiner frühmorgendlichen Schussligkeit per WhatsApp-Telefon Albrecht an und bin froh, dass in Deutschland eine andere Uhrzeit gilt!
Wir starten pünktlich um 5 Uhr. Es geht zum Tempel SRAS SANG, der an einem See liegt. Auch das eine Empfehlung von Ratey, die meinte, dass dort kaum Leute sein werden zu dieser frühen Stunde. Und wieder einmal hat sie recht! Nachdem Mister Heang uns auf den Weg zum Tempel schickt, irren wir erst ein wenig blind durch die Dunkelheit, nutzen dann unsere Taschenlampen-Handy-Funktion und erkennen vage seltsame Gestalten auf einer Anhöhe. Es sind Umrisse von Wächterfiguren, wahrscheinlich Löwen. Also sind wir richtig. Langsam graut der Morgen, oder sollen wir sagen „rosat“ der Morgen? Wir erkennen unsere Umgebung, befinden uns auf einer Terrasse mit Blick auf einen See, in dem nur noch ein Steinhaufen vom eigentlichenTempel übriggeblieben ist. Andere Besucher kommen näher, aber wir sind nur sehr wenige. Nun färbt sich der Himmel immer mehr rosarot, es gibt Fotomotive ohne Ende. Mit der Färbung verschwinden bald darauf auch die anderen Besucher, obwohl erst jetzt die Sonne als roter Ball in den Himmel steigt und einen eindrucksvollen Teppich auf die Wasseroberfläche legt.

Erst kurz vor 7 Uhr kehren wir zum Tuk-Tuk zurück. Mister Heang schlägt uns vor, als nächstes schon ANGKOR WAT zu besuchen, da er zu dieser Stunde weniger Besucher dort vermutet. Klar, machen wir! Nichts wie los … Ratey hat uns heute eine so lange Liste geschrieben, dass wir absolut nicht sicher sind, ob wir alle sehen können und wollen. Aber ANKGOR WAT und ANGKOR THOM sind ein „MUSS“ für uns!

ANKOR WAT wurde im 12. Jahrhundert erbaut. Es vereinigt indische und hinterindische Kultur zu einem der schönsten Monumente der Welt. Aber es gibt so viele Informationen zu diesem Meisterwerk, dass ich auf andere Quellen verweise. Wir lassen hier unsere Fotos sprechen.

Neu ist für uns heute, dass wir uns mit Touristenströmen durch den bzw. die Tempel schieben, viele Reisegruppen aus China sind dabei und leider haben wir im Verlauf unserer Reise die Erfahrung gemacht, dass Chinesen selten leise und noch seltener rücksichtsvoll sind. Wir bereiten uns also vor … haben aber auch hier Glück und können ohne zu warten die steilen Treppen auf die nächsten Ebenen hochsteigen. Immerhin dürfen wir, wie schon oft, die verschiedenen Selfie und Gruppenaufnahmen-Positionen der Chinesen bewundern.

Die Tempelanlage beeindruckt uns sehr. Sehr komplex geplant und gebaut, und das bereits im 12. Jahrhundert. Irgendwo habe ich gelesen, dass der Tempel als Abbild des Universum konzipiert war. Kein geringer Anspruch!

Danach besuchen wir BANTEY KDEI, TA PROHM, TA KEO und TA NEI


Der erste Tempel stammt aus dem Jahr 967 n. Chr. und ist dem Gott SHIVA gewidmet. Durch die feinen Steinmetzarbeiten wird dieser relativ kleine Tempel als „Juwel der KHMER-Kunst“ bezeichnet.

TA PROHM dagegen erlangte seine Berühmtheit aus ganz anderen Quellen. Er stammt aus dem 12. Jahrhundert und wurde der Göttin der Weisheit „PRAJNAPARAMITA“ gewidmet. Ruhm erlangte er in der Neuzeit durch einen Hollywoodfilm, der hier gedreht wurde. Mit Angelina Jolie. Vielleicht kennt ihr „TOMB RAIDER“? Genau der …
Auch hier haben Würgefeigen die Mauern des Tempels umschlungen und zum Teil zersetzt. Allerdings greifen Wissenschaftler seit geraumer Zeit in diesen Kreislauf ein, um die Heiligtümer zu erhalten.

Einen Sonderplatz unter den Khmer-Bauten nimmt die fünfstündige Pyramide TA KEO ein, weil sie kaum Reliefs oder sonstigen Schmuck aufweist. Das gesamte Bauwerk sollte 50 m hoch werden (uns hat die Besteigung auch so gereicht).

Um dem Besucheransturm zu entgehen, fährt uns Mister Heang zum TA NEI Tempel, der abseits von großer und kleiner Tour einige Kilometer im Dschungel steht.

Wir folgen nun der „Small Tour“, die von Experten erarbeitet wurde und Touristen aus aller Welt den Weg weist. Dazu gehören ANGKOR THOM (die große Stadt), innerhalb derer sich der BAYON-Tempel befindet, der mit seinen vielen ausdrucksstarken Gesichtstürmen auf verschiedenen Ebenen ein außergewöhnliches Gebilde darstellt.

Dazu gehören auch BAPHON, der KÖNIGSPALAST, die ELEFANTENTERRASSE, die SIEGESSTRASSE und vieles mehr.

Als wir die Stadt ANGKOR THOM durch das Südtor verlassen wollen, tauchen urplötzlich am Straßenrand Elefanten auf und gleich darauf hält Mister Heang an, zeigt auf eine Gruppe von Affen, steigt aus und gibt ihnen aus einer Wasserflasche zu trinken. Sie nehmen dankbar an. Ein Affe aus der Gruppe schnappt sich sogar meinen Plastikbecher aus dem Abfalleimer mit einem Rest Mango-Maracuja-Shake und schlürft ihn genüsslich aus.

Wir besuchen alle und gehen am Ende dieses Tages auf dem Zahnfleisch. Bei ca 35 Grad Hitze ist das auch kein Wunder.

Die letzten Tempel nehme ich nur noch teilweise auf, aber der Bayon Tempel begeistert mich wirklich mit seinen vielen Gesichtstürmen. Es ist fast unheimlich, wie einen von jeder Ecke ein anderes und doch gleiches Gesicht ansieht. Einer der Könige hat sein Gesicht porträtieren lassen und auf alle vier Seiten der Türme anbringen lassen, anscheinend um sicher zu stellen, dass er alles und jeden jederzeit sehen kann. Seine Allmacht wurde sichtbar gemacht … eine frühe Form von George Orwell’s Idee in seinem Werk „1984“, die wir heute im Alltag immer mehr wahrnehmen, schon damals?

Es ist vollbracht! Wovor wir beide größten Respekt hatten, haben wir geschafft und sowohl einzigartige Fotos machen als auch wieder einmal neues Wissen erwerben dürfen. Gut, dass wir beide stets neugierig sind und hoffentlich bleiben.

Jetzt allerdings steht der Abschied von Mister Heang an, von dem wir im Lauf der Tage erfahren haben, dass seine Frau sehr früh verstorben ist, nachdem er alles versucht hat, um eine Heilung für sie zu ermöglichen. Dass er seine beiden Töchter (14 und 16) alleine großzieht und dafür sorgt, dass sie eine gute Schulbildung bekommen. Dafür arbeitet er gern und viel. Seine liebenswerte, bescheidene Art berührt uns sehr. Wir können nur ein wenig dazu beitragen, dass er das Schulgeld für seine Mädchen leichter aufbringt. Wie schön wäre es, für Menschen wie ihn eine Stiftung zu gründen … später steht dann der Abschied von Ratey an, deren Werdegang ich gerne noch genauer verfolgen möchte, denn sie zeigte mir Bilder von sich als Kind, wie sie an den Tempeln steht und kleine Dinge an Touristen verkauft. Sie ist eine außergewöhnliche junge Frau, das haben wir beide gleich bemerkt: Sie hat den Aufstieg aus einer armen Familie geschafft, hat Bildung erworben und arbeitet heute in verantwortlicher Stellung in einem großen Hotel. Dazu gehört sehr viel, das ist uns klar. Wir bewundern sie noch ein bisschen mehr …

Für den nächsten Tag haben wir eine Bootsfahrt über den Tonle-SAP-See und -Fluss nach Battambang gebucht.

Was uns wohl erwartet?

3 Kommentare

  1. Ulrich Mayer

    Wir beide sind alleine vom Lesen und Betrachten tief beeindruckt aber auch geschafft.#
    Wie schafft ihr das bloß alles?
    Sehr bewundernswert.
    Weiter viel Glück und Schönes für Euch.
    Uschi und Uli

  2. WOW – was für eine Fülle von Informationen, Bildern und zwei beglückte Travellers mittendrin! Das habt Ihr echt gut gemacht, und jetzt dürft Ihr Euch noch in Eurem paradiesischen Hotel fein „erholen“, bevor die deutsche Enge Euch wieder umarmt oder eher umklammert…
    Zumindest fühlt sich das für mich immer so an, wenn ich von einem Aufenthalt weit weg (wie hier in Australien) wieder nach Hause komme.
    Aber wer weiß – vielleicht werdet Ihr auch einfach froh sein über gemäßigte Temperaturen und Räume, in denen man’s ohne Air Condition gut aushalten kann – und über Euer eigenes Bett, den immer verlässlich leckeren Cappuccino und eine gewisse Ruhe, mit der man jeden Tag angehen kann, ohne zu checken, wo man am nächsten Tag landen wird.
    Viele Grüße von Noosa um den viertel Globus mit den besten Wünschen für eine gute Vollendung dieser eindrucksvollen Tour…

  3. Nicola Grote

    Ja, ich muss auch sagen, dass mir bein Anschauen all der Tempel von Angkor, wohlgemerkt im bequemen Sessel bei angenehmen 20 Grad Temperaturen, schon schwindelig wurde. Ihr seid wirklich taff. Vielen, vielen Dank für die Flut von detaillierten Informationen und großartigen Fotos. Es macht Spaß, mit dabei sein zu dürfen und noch sind wir ja nicht am Ende der Reise. Freu, freu.
    Noch eine wunderschöne Zeit auf „eurer“ paradiesischen Insel wünsche ich euch.
    Nicola

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