Allgemein

DAS ABENTEUER GEHT WEITER: VON SIEM REAP NACH BATTAMBANG

05. – 08. MÄRZ 2019

Wir wollen also mit dem Schiff zu unserer vorletzten Station in Kambodscha reisen. Erst über den TONLE-SAP-See, dann weiter auf dem SENGKER-Fluss bis nach BATTAMBANG. Die Agentur will uns gegen 7 Uhr abholen lassen. Mit welcher Art Fahrzeug wir dieses Mal transportiert werden, wissen wir noch nicht und da wir zeitig aufgestanden sind, haben wir noch Zeit für das leckere Frühstück im Hotel.
Im Reiseführer wird diese Fahrt als Highlight durch eine einzigartige Landschaft angepriesen, unsere bisherigen Flussfahrten waren ein Genuss, die Busfahrten weniger – also steigen wir voller Vorfreude in den pünktlich vorfahrenden Pick-Up zu den anderen Reisenden. Wie immer kurvt das Gefährt durch die Stadt, lädt hier und da noch Traveller ein, bis kein Platz mehr frei ist, erst dann geht’s Richtung Bootsanlegestelle. Von „Hafen“ sprechen wir schon lange nicht mehr …

Hier wartet eine echte Überraschung auf uns: Das Boot, in das wir einsteigen sollen, hat nicht die geringste Ähnlichkeit mit den Booten auf den Werbeplakaten und unseren Fahrkarten …

… es ist vielmehr ein einfaches, altes Longboat aus Holz mit Sitzbrettern längs der Außenseiten. Die Rucksäcke und Koffer haben nicht alle Platz im Boot, also landen etliche Gepäckstücke auf dem Dach. Darunter auch zwei Fahrräder.

Als alle und alles verstaut sind bzw. ist, geht die Fahrt los und schon folgt die nächste Überraschung, denn wir liegen so tief im Wasser, dass wir als vorne Sitzende froh sein können, nur ab und zu vom tiefbraunen Bugwasser nassgespritzt zu werden.

Unsere Fähigkeit ausdauernd unbequem sitzen zu können wird mal wieder gefordert, aber im Laufe der Reise hatten wir bereits oft genug die Gelegenheit, eine Art Meisterschaft darin zu entwickeln! Die Farbe des Wassers verändert sich im Lauf der Fahrt, bald schwappt klares Wasser zu uns herein. Die gesamte Truppe an Bord verfällt in eine stumme Lethargie, ob der Enge an Bord oder dem gleichförmigen Tuckern des Motors geschuldet, sei dahingestellt. Doch dann tauchen die ersten schwimmenden Dörfer auf und (fast) alle Lebensgeister kehren zurück.

Ähnlich der Szenerie auf dem INLE-LAKE in MYANMAR leben hier auf dem Wasser ganze Dorfgemeinschaften mit allem was dazu gehört: Schule, (christliche) Kirche, Lebensmittelladen, Baumarkt und Restaurants etc. in diesen schwimmenden Häusern. Während sie in MYANMAR auf Stelzen gebaut über dem Wasser stehen, schwimmen sie hier auf vertäuten leeren Fässern direkt auf dem Wasser. Ab und zu lockert sich das eine oder andere Fass, was das betreffende Haus in eine erhebliche Schieflage bringt, womit die Bewohner aber offenbar gut leben können.


Um die Mittagszeit steuert der Skipper eines der Restaurants an und nach fünf Stunden beengten Sitzens dürfen wir das erste Mal aufstehen und gleich darauf anstehen, an der einzigen Toilette vor Ort. Nun dauert die Fahrt schon länger als sie eigentlich geplant war und wir sind noch lange nicht am Ziel.

Die Bootsleute zünden wirklich ein Feuerwerk der Überraschungen für uns, denn nun fährt ein weiteres Boot vor. Kleiner als das bisherige und wir werden aufgefordert aus unserer Gruppe sieben Personen auszuwählen, die zusammen mit ihrem Gepäck in das kleine Boot wechseln sollen.


Erst später erfahren wir, was wir uns eigentlich schon längst hätten denken können: Der Fluss hat zu wenig Wasser – daher diese notwendige Umschichtung.

Weiter geht‘s.

Wir haben mehr Platz und können zumindest unsere Sitzposition ab und zu ändern. An der Strecke tauchen sehr eindrucksvolle Fischfang-Stationen aus Bambus auf. Mit relativ einfachen Mitteln erbaut, inklusive einer Art Hydraulik, die die großen Netze aus dem Wasser hievt. Einige sehen wir in Aktion und können erkennen, wie ausgetüftelt diese für uns malerisch aussehenden „Blickfänge“ sind. Tolle Fotomotive!


Einmal streift der Bootsboden den Grund und wir schrecken alle auf. Kurze Zeit später legt das Boot an und wir sind offenbar angekommen. Nur wo?
Vor uns tauchen einige Kinder und Erwachsene auf, die uns groß anschauen, einige Hütten – von einer Stadt ist weit und breit nichts zu sehen. Unser Gepäck wird schnell herausgeholt, geworfen, gestapelt und dann stehen wir da, allesamt unwissend „in the middle of nowhere“.


Diese Ratlosigkeit steht uns wohl allen ins Gesicht geschrieben, denn ein junger Mann läuft schnell herbei und ruft freudig: „I have a car!“ Wir schauen uns um, sehen einen etwas altersschwachen, rostigen Jeep weiter oben stehen und hoffen auf den modernen Minivan, der dahinter abgestellt ist. Aber – ihr ahnt es schon: Sein Auto ist der Jeep und er ist auch bereits dabei mit Feuereifer und Mithilfe einiger Mitreisender, das Gepäck mitsamt den Fahrrädern irgendwo unterzubringen, auf der Ladefläche zwischen den Sitzbänken und auf dem Dach …

noch haben wir keine Ahnung, wie wir 17 Personen da auch noch reinpassen sollen. Zwei Reisende haben sich schnell die Sitzplätze vorne neben dem Fahrer erobert, wir anderen klettern nacheinander auf die Ladefläche, bis alle Plätze besetzt sind und wir weder wissen, wie wir sitzen sollen, noch wo wir unsere Füße abstellen sollen, denn da liegen ja schon jede Menge Rucksäcke und Koffer. Und: Es stehen ja noch zwei Personen wartend vor dem Auto, darunter auch Peter!
Was nun? Werden die beiden auch aufs Dach gebunden? Vorstellbar ist vieles … aber nein, diese Möglichkeit kennen wir noch nicht: eine mobile „Sitzbank“ wird auf der hochgestellten Klappe der Ladefläche „befestigt“ und nun dürfen auch die beiden „Restposten“ einsteigen.

Was nun folgt ist die Krönung unserer abenteuerlichen Fahrten während dieser Reise!

Wir stolpern mit diesem Jeep über Wege, für die ich keine Bezeichnung finde. Pisten mit tiefen Löchern, Aufschüttungen, Rillen, bedeckt mit dicken, rötlichen Staubschichten, die durch unsere Fahrt natürlich aufgewirbelt werden und sich ihren neuen Platz auf uns suchen. Wir werden alle eingestaubt, durchgerüttelt und -geschüttelt, stoßen uns ständig an Metallteilen an, versuchen uns in Positionen zu bringen, die möglichst wenig blaue Flecken provozieren. Aber was Peter erleben muss, ist unglaublich: bei der Überquerung eines kleines Abgrundes katapultiert es ihn so weit in die Höhe, dass ich von ihm für einen Augenblick nur noch die Beine sehe. Er hat sich am Dach festgehalten – was für ein Glück!
Die Fahrt dauert etwas mehr als eine Stunde – für 15 km, wie ein Mitreisender nach einem Blick auf sein smartes Phone mitteilt – und als wir endlich in einer Stadt anhalten, gibt es selbst jetzt keinen Augenblick zum Durchatmen, oder zum Dank ans Universum, dass wir diese Fahrt überlebt haben, nein, auch hier ertönt das vertraute, vielstimmige: „Monsieur, Madame, Tuk-Tuk?
Während ich vom Wagen aus, noch auf der offenen Ladefläche sitzend, einen Fahrer um Geduld bitte, hat Peter schon einen gefunden, was den ersten, der ja schließlich geduldig gewartet hat, wütend macht. Aber was soll ich machen – ich war einfach zu langsam. Ich entschuldige mich bei dem Fahrer und weiß doch, dass ihm gerade dringend gebrauchtes Geld entgangen ist. Der Konkurrenzdruck ist groß unter den Fahrern.
Mit „unserem“ Fahrer haben wir dann allerdings großes Glück! Er spricht ein ausgezeichnetes Englisch, das er bei einem Mönch gelernt hat, zudem beherrscht er Französisch und ist ein auffallend höflicher Mann, der uns für den nächsten Tag seine Dienste anbietet, um uns zu sehenswerten Plätzen zu bringen, Halbtagestour oder Ganztagestour, ganz nach unseren Wünschen – er bietet beides. Wir sind im Moment nicht in der Lage an irgendeine Tour zu denken, wollen nur noch ins Hotel und machen mit ihm aus, dass er morgen ganz unverbindlich gegen 10 Uhr ins Hotel kommt und wir dann Bescheid geben, was wir wollen. Unverbindlich klingt gut. Wir willigen ein und
tuckern weiter zu unserem Hotel, finden ein schönes, großes Zimmer vor und stellen uns sofort unter die Dusche, denn wir sind vollkommen eingestaubt, sogar zwischen den Zähnen knirscht es. Von unseren Rucksäcken sprechen wir hier lieber nicht.

Nachdem wir erfrischt unseren ersten Rundgang durch die Stadt gemacht haben, den gegenüberliegenden Nachtmarkt entdeckt haben, auch die große Strandpromenade entlang des Flusses, suchen wir uns ein kleines Restaurant fürs Abendessen und lassen diesen ereignisreichen Tag Revue passieren: Wir haben es mal wieder geschafft, sitzen einigermaßen beruhigt an einem Tisch bei leckerem Khmer-Essen und können auf Erlebnisse zurückblicken, die uns klarmachen, warum wir auf diese Art reisen, denn für das Alltägliche könnten wir zu Hause bleiben.

Heute hätte allerdings auch eine geringere Dosis an Abenteuer ausgereicht …

In der Nacht schlafen wir gut. Peter ist früher wach und hört eine Sirene, die Punkt sieben Uhr ertönt. Er steht auf, geht zum Fenster und sieht, dass das Leben in der Stadt für einige Augenblicke zum Stillstand kommt. Die Autos und Motorräder bleiben mitten auf der Straße stehen, manche Fußgänger halten an. Ein seltsamer Moment und wir fragen uns beide, was das zu bedeuten hat, nehmen uns vor nachzufragen.
Auch heute Morgen sind wir noch nicht bereit für neue Touren, aber gegen 9 Uhr frühstücksreif. Also hinterlassen wir an der Rezeption eine entsprechende Nachricht für unseren Tuk-Tuk-Fahrer, der um 10 Uhr am Hotel sein will. Wohlwissend, dass er enttäuscht sein wird …
Wir suchen ein Café, über das wir begeisterte Kritiken gelesen haben. Das Kinyei-Café. Gestern Abend standen wir vor verschlossenen Türen, heute kehren wir hoffnungsvoll zurück. Und siehe da, unsere Hoffnung wird nicht enttäuscht. Es hat geöffnet und wir nehmen gerne Platz im offenen Teil des kleinen Cafés.

Es gibt auch noch einen modernen, klimatisierten Teil, in dem einige junge Menschen mit ihren Laptops sitzen und arbeiten bei einer Tasse des hervorragenden Cappuccinos, der aus einheimischen, selbst gerösteten Bohnen gebraut wird. Wir können ihn auch ohne Laptop genießen.


Wir merken, dass wir nun nicht viel Antrieb verspüren auf große Abenteuer, wollen’s eher ruhig angehen lassen. So schlendern wir durch diese Stadt, suchen nebenbei eine Möglichkeit an Bustickets für unsere letzte Fahrt in Kambodscha zu kommen und stehen bald in einer kleinen Agentur, die Busreisen in Minivans anbietet. Mir stellen sich schon die Nackenhaare auf, wenn ich nur das Wort höre, ich bitte also Peter, dass wir uns etwas Bedenkzeit erbitten. Gedacht, gesagt, getan: Wir verlassen den Ort.
Draußen beginnen wir gerade die Pros und Contras abzuwägen, da steht auf einmal „unser“ Tuk-Tuk-Fahrer von gestern breit lächelnd vor uns und fragt, ob er helfen kann. Er hat unsere Nachricht erhalten, war wohl enttäuscht, wusste aber, dass wir es genau so ausgemacht hatten. Wir erzählen ihm, was wir gerade besprechen, da sagt er, wir sollen einsteigen, er fahre uns zu einer Agentur, die mit großen Bussen in die Hauptstadt fahre.
Das machen wir selbstredend.
Kurz darauf sind wir im Besitz von zwei Tickets in einem großen Bus (VIP-Bus) nach Phnom Penh, der vorletzten Etappe unserer abenteuerlichen Reise – und dabei wird uns zum ersten Mal bewusst, dass diese Reise bald zu Ende geht.
Aber jetzt erhalten wir erst einmal reservierte Plätze – mal wieder in der ersten Reihe – und wagen kaum, daran zu glauben, dass wir wirklich derart bequem reisen werden. Wir werden sehen!

Im Tuk-Tuk fahren wir zurück ins Hotel und unser geschäftstüchtiger Fahrer hat uns mittlerweile davon überzeugt, am Nachmittag gegen 15.30 Uhr mit ihm zu den KILLING CAVES, einer Gedenkstätte für die Opfer der ROTEN KHMER und zu den Fledermaushöhlen zu fahren. Okay, dann schauen wir uns eben doch noch was an! So ist unsere Gemütslage und Entschlusskraft in etwa zu beschreiben …

In der Zwischenzeit schreibe ich weiter an unseren Blogberichten und Peter schnappt sich Stadtplan und Kamera und stapft los. Er hat sich einen Plan mit architektonischen Sehenswürdigkeiten aus dem Netz heruntergeladen und orientiert sich nun daran.
Wenig später kehrt er allerdings enttäuscht zurück, denn die angekündigten architektonischen Meisterleistungen überzeugen ihn leider nicht.

Nun steht also die Fahrt im Tuk-Tuk an und zu unserer Überraschung kommt ein anderer Fahrer angetuckert. Er sei ein Freund von „unserem“ Fahrer, von dem wir nicht einmal den Namen kennen. Da wir etwas misstrauisch sind, zeigt er uns ein Bild von sich und seinem Freund, außerdem weiß er genau über die geplante Tour Bescheid – also steigen wir ein.
Auf dem Weg zu dem Berg, auf dem die Gedenkstätte ist, hält er an und zeigt uns die vielen Reisfelder, die als Lebensgrundlage für die meisten Bewohner dieser Gegend dient. Bis zur Ernte ist großer körperlicher Einsatz nötig, den alle Mitglieder der Familien erbringen müssen. Außerdem leisten die Fledermäuse, von denen jeden Abend Millionen auf beiden Seiten des Berges ihre Höhlen verlassen, einen riesigen Beitrag, denn sie ernähren sich von den schädlichen Insekten, die eine Ernte bedrohen können. Millionen? Wir hören diese Zahl, sind beeindruckt, haben aber kein Bild dazu.
Weiter geht die Tuk-Tuk-Fahrt. Im Lauf unserer Reise habe ich diese Fortbewegungsart liebgewonnen. Man sitzt im offenen Fahrzeug, einigermaßen bequem, der Fahrtwind bläst einem um die Nase, was bei den Temperaturen von über 30° Celsius sehr angenehm ist. Man riecht seine Umgebung und kann viel besser spüren, was diese Landschaften ausmacht, als wenn man in einem geschlossenen Fahrzeug durch die Gegend braust.
Wir kommen an. Nun müssen wir schon wieder eine Entscheidung treffen, denn die Höhlen liegen auf dem PHNOM SAMPEU (an dieser Stelle merke ich kurz an, dass Phnom in der Khmer-Sprache Berg heißt), für dessen Besteigung man angeblich eine Stunde braucht. Für uns steht bereits ein Geländewagen mit Fahrer zur Verfügung – ältere Leute lassen sich doch besser chauffieren. Für uns ist diese Aussage Ansporn genug – wir laufen los! Es ist zwar ein schweißtreibender Aufstieg, aber gut zu machen.

Was uns oben erwartet, wussten wir zwar, es erschüttert uns aber trotzdem. Auf diesem Berg haben Truppen der ROTEN KHMER Menschen aus der Umgebung gefoltert, ermordet und in der Höhle „entsorgt“. In einem Glaskasten sind Schädel und Knochen zu sehen. Ich gehe nicht weiter in die Höhle hinein, denn mich ergreift das Schicksal dieser Menschen schon hier mit aller Macht.


Peter geht tiefer in die Höhle.

Was darin passiert ist, kann sich jeder denken, der sie betritt. Wir werden in Phnom Penh eine weitere Gedenkstätte aufsuchen, um mehr zu erfahren über die Schreckensherrschaft dieser politischen Gruppierung unter ihrem Führer SALOTH SAR, besser bekannt als POL POT.
Jeder in seine Gedanken versunken, gehen wir den Berg hinunter zum ausgemachten Treffpunkt gegenüber den Fledermaushöhlen. Wer nicht da ist, ist unser Fahrer. Also setzen wir uns auf die für das Spektakel bereitgestellten Stühle, ordern uns einen Mango-Smoothie, denn sonst dürfen wir nicht sitzen bleiben. Und warten.

Einige Minuten später tuckert er herbei, fordert uns auf einzusteigen. Und dann bringt er uns auf die Rückseite des Berges. Dort gibt es auch eine Fledermaushöhle und zudem sieht man die Tiere vor der untergehenden Sonne – ein noch größeres Spektakel. Es ist nicht weit, schon halten wir und stellen das Fahrzeug ab. Er begleitet uns, denn wir sind ja ältere Reisende und die kann er nicht alleine den steilen, schwierig zu erklimmenden Berg hinaufschicken, wie er mit einem Augenzwinkern erklärt. Stimmt, wir sind ja älter!
Also klettern wir den Berg hinauf, der wegen der glatten Felsen, den lockeren Kieselsteinen und dem Sand nicht leicht zu erklimmen ist. Vermutlich wird der Abstieg noch viel schwieriger …
Unser Fahrer begleitet uns, reicht mir stützend seine Hand, Peter schafft’s alleine, und bald sitzen wir mit vielen anderen wartend am Hang. Der Fahrer spricht ohne Punkt und Komma auf mich ein. Erzählt mir von seinem Land, der Gesellschaft, der Regierung und ihrer Politik, von der Armut vieler Menschen und wie wichtig Bildung für die Menschen in Kambodscha ist. Auch er hat seine Englischkenntnisse von einem Mönch im Kloster erworben. Seine Eltern haben ihn für einige Jahre in einem Kloster abgegeben. Dort bekam er zu essen und dazu noch Bildung. Das machen viele der armen Menschen so und so kommt es, dass die Mönche eine sehr wichtige Rolle innehaben. An sein Englisch muss ich mich erst gewöhnen, lässt er doch, wie viele andere in Kambodscha, oft die Endungen der Wörter einfach weg. So sind die French People einfach die „Fren“. Mir gelingt es wenigstens der Spur nach zu verstehen, was er mir erzählt. Meine Konzentration liegt ganz bei unserem Gespräch, so entgeht mir fast, wie sich „die Tore der Höhle“ öffnen und sich ein unendlicher Strom von Fledermäusen über den Himmel zieht. Im Licht der untergehenden Sonne, über den Palmen des Urwaldes vor uns, ein unbeschreibliches Spektakel. Es dauert länger als eine Stunde, bis alle Fledermäuse ausgeschwärmt sind und im Morgengrauen kehren sie alle wieder zurück. Auf dieser Seite des Berges und auf der Rückseite ebenso. Unvorstellbar!


Es sind Kolonien der asiatischen Falten-Lippen-Fledermaus, die bei ihren Flügen mehr als 50 km zurücklegen, um sich von Insekten zu ernähren, bevor sie alle wieder zurückkehren in ihre Höhlen.
Lange bevor der Strom der ausschwärmenden Fledermäuse endet, brechen wir wieder auf. Wie vermutet ist der Abstieg noch viel schwieriger durch das Geröll, das auf den Felsen liegt. Aber gemeinsam kommen wir heil unten an und treten die Rückfahrt nach BATTAMBANG an. In der Dunkelheit, die gerade hereinbricht, sind wir noch nie im Tuk-Tuk unterwegs gewesen, aber auch das empfinde ich als sehr angenehm. Wenig später erreichen wir das Hotel. Der Fahrer bietet uns auch für den nächsten Tag seine Dienste an, die wir aber dankend ablehnen. Genug der Eindrücke – wir wollen alles etwas sacken lassen.
Am Abend stehen wir zufällig vor einem Restaurant, das wir am Vorabend nicht gefunden haben, das LONELY TREE RESTAURANT, in dem unter anderem viele junge Frauen mit Behinderungen angestellt sind. Eine schöne Atmosphäre trifft auf köstliches Essen und die Frauen bedienen uns mit einer großen Liebenswürdigkeit.

Unter dem Restaurant befindet sich ein Laden, der ebenfalls zum Projekt gehört. Beim Hereinkommen habe ich einen tollen Ring entdeckt, den ich jetzt, nach dem Essen noch einmal genauer ansehen möchte. Aber die Frauen packen gerade alles zusammen, denn sie stellen ihre Produkte in den nächsten Tagen in einer anderen Stadt vor. Schade! Aber sie erlauben mir noch einen Blick auf ihren Schmuck. Und so gehe ich wenig später mit einem wunderschönen Rind und dazu noch passenden Ohrringen beglückt meiner Wege und bewundere im Rückblick die junge Frau, die im Rollstuhl sitzt, aber so geschickt mit ihrer Behinderung umgeht, dass alles möglich scheint.

Wieder ertönt die Sirene um 7 Uhr. Wieder steht das Leben still. Dieses Mal sehe ich es mit meinen eigenen Augen und ich denke an Hiroshima, wo an jedem 6. August zur Stunde des Atombombenabwurfes das Leben stillsteht.
An der Rezeption erfahre ich später, dass diese Sirene zur Erinnerung an die Gründung des neuen Kombadschas und an seine Nationalhymne ertönt. Früher wurde hierzu an Schulen und offiziellen Gebäuden die Flagge gehisst. Die Provinzverwaltung beschloss diese weitergehende Maßnahme. Uns erscheinen zwei Dinge eigenartig. Erstens, dass diese Sirene nur in Battambang ertönt. Zweitens dass eine Sirene der Erinnerung an die Nationalhymne dient, ohne dass diese Hymne selbst erklingt. Bislang finden wir aber noch keine Erklärung dafür.

Der Tag heute steht zu unser freien Verfügung. Wir beginnen mit einem leckeren Frühstück im „Fragrant Coffee“, gleich hinter dem zentralen Markt.

Danach schlendern wir durch die Stadt und fotografieren viel.

Entdecken noch einmal die Strandpromenade mit ihren vielen Fitnessgeräten, die einem Fitnesscenter unter freiem Himmel gleicht und kehren dann ins Hotel zurück.

Peter lädt Fotos zu den Blogtexten hoch und ich hole uns an einem Verkaufsstand der Promenade einen Mango-Smoothie, der leider nicht an unseren letzten in Siem Reap rankommt.

Am Abend gehen wir zur anderen Flussseite hinüber und spazieren durch einen Park entlang des Flusses, in dem gleich mehrere Aerobic-Gruppen mit Vortänzer und fetziger Musik aktiv sind.

Auch die Fitnessgeräte auf „unserer“ Seite des Flusses werden rege genutzt. Die Menschen hier sind offensichtlich sehr bewegungsfreudig.
Schon am Vormittag haben wir uns einen Tisch in einem JAAN BAI, Battambangs Gourmettempel, reserviert. Wir haben zusammen fünf kleine Gerichte bestellt, um die Vielfalt der Aromen probieren zu können. Auch dieses Restaurant unterstützt mit ihren Einnahmen ein Projekt für arme Kinder. Auch für Kinder, die an Waisenhäuser gegeben werden, obwohl sie keine Waisen sind. Wir machen die Erfahrung, dass in dieser Stadt unzählige Projekte laufen für unterschiedliche Bedürftige. Es scheint nötig zu sein, dass private Initiativen für diese Menschen sorgen.


Morgen fahren wir zum letzten Mal auf unserer Reise mit einem Bus!
In die Hauptstadt Kambodschas: Phnom Penh.

Mal sehen, mit welcher Art von Bus wir wohl tatsächlich reisen werden?

2 Kommentare

  1. Nicola Grote

    Wow! Ich bin immer hautnah bei eurer Reise dabei! Bei der Beschreibung eurer Fahrten mit den verschiedenen Transportmitteln, tat mir gleich mein Hintern weh! Bei unserer damaligen Asienreise kam ich mir neben den Einheimischen immer – hinsichtlich der Figur und der Beweglichkeit – wie ein Elefant vor.
    Ja, und diese schwimmenden Dörfer faszinieren mich auch immer wieder!
    Und die riesigen Fledermausschwärme und und und …..
    Wieder mal ein herzliches Dankeschön für diesen tollen Abenteuertrip!
    Alles Liebe euch.
    Nicola

    1. Eva

      Hola querida amiga,
      ich musste schmunzeln, als ich las, dass du dich wie ein Elefant fühltest verglichen mit den Einheimischen. Du zierliche, bewegliche Person! Was meinst du, wie es mir mit meinem etwas steifen Rücken ging? Im Vergleich: ich = Marmorstatue oder so … diese Menschen verbringen Stunden im Schneidersitz ohne Lehne, einfach auf dem Boden … und wir? Sind anderes Sitzen gewöhnt und müssten uns diese Beweglichkeit erarbeiten …
      Toll, dass du unermüdlich an unserer Seite bist!
      Gruß Eva

Schreib eine Antwort auf Nicola Grote Antwort abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..