Allgemein

Wir fliegen zum Inle-See

27. – 30. JANUAR 2019

Peter hat bei den Vorbereitungen zu unserer Reise herausgefunden, dass die Straßen von Bagan zum Inle-See nicht gut sind und wir sehr viel Zeit für die Busfahrt brauchen würden, also gönnen wir uns einen Flug vom kleinen Flughafen in Bagan zum ebenso kleinen in Heho, von wo aus wir mit einem Taxi zu unserem Zielort kommen wollen, nach Nyang Shwe. Das ehemalige Fürstenstädtchen ist durch einen Kanal mit dem 22 km langen und 11 km breiten See verbunden, von dort aus starten die meisten Exkursionen auf den See.

Am Flughafen klappt alles gut. Wir laufen übers Rollfeld, besteigen unser Flugzeug der Linie „Golden Myanmar“ über eine kurze Gangway. Freie Platzwahl, einen Snack während des Fluges, der nur knapp mehr als eine Stunde dauert, und ein Pilot, der seine Maschine beherrscht. Ein ruhiger, angenehmer Transport. Am Flughafen in Heho werden die Gepäckstücke per Karren vom Flugzeug zum Flughafengebäude gebracht und an einer offenen Tür verteilt. Alles sehr unaufgeregt.
Wir setzen die Rucksäcke auf, wollen uns in Ruhe ein Taxi aussuchen, was uns leider nicht gelingt, denn vor den Türen lauern Scharen von bereitwilligen Fahrern, die alle den gleichen hohen Preis verlangen: Wir sehen keine Alternative, Busse gibt es offensichtlich keine. Also fahren wir in einem bequemen Auto mit einem umsichtigen Fahrer über eine Straße, die teils bestechend gut in Schuss ist, teils von emsigen jungen Männern und Frauen gerade verbessert wird. Einige leisten schwerste Arbeit, schleppen Felsbrocken, behauen sie – andere schütten dampfenden Teer auf die geebnete Straßenfläche, ohne Mundschutz. Unglaublich, was sie schon geleistet haben.


Erst kurz bevor wir am Ziel sind, wird die Straße sehr schlecht und so holpern wir unserem Hotel „Emperor Inle“ entgegen.
Dort werden wir sehr freundlich empfangen.

Unser Gepäck wird ins Haus getragen, wir bekommen einen frischen Mandarinen-Saft angeboten und wir treffen Reisende aus dem letzten Hotel wieder, eine Australierin und einen Neuseeländer, der in Hanoi lebt, können ihnen einige Tipps für ihre weitere Reise geben und werden dann auf unser Zimmer geführt.
Es ist ein sehr angenehmes Zimmer mit zwei Stühlen, Tischchen, Wasserkocher, Instantkaffee, Tee, Obst und ein Bett mit guter Matratze.

Hier können wir gerne bleiben. Wir machen es uns erst gemütlich, trinken ein Käffchen, packen aus, was wir meinen zu brauchen und holen an der Rezeption einen Stadtplan ab. Zuvor wurden uns schon die verschiedenen Boots-Touren am See erklärt.
Aber wir wollen zuerst den Ort erkunden, bevor wir uns für etwas entscheiden. Wir entschließen uns zu einem Spaziergang zum Kanal, der die Verbindung zum See darstellt. Auf dem Weg werden wir bestürmt von vielen Menschen, die uns alle einen Bootstrip verkaufen wollen. Zunächst wimmeln wir alle ab, aber dann treffen wir auf einen Mann, der einen guten Eindruck auf uns macht. Er zeigt uns sein Boot, das in gutem Zustand ist, erklärt uns, was wir alles unternehmen werden und nennt uns einen Preis, der nicht überzogen scheint. Wir geben uns Bedenkzeit und bummeln weiter. Entdecken einige Cafés, Restaurants, den großen Markt, viele Agenturen, werden von vielen Menschen immer wieder angesprochen, die entweder die typischen Fragen stellen: Where from? How Myanmar? Like Myanmar? Oder: Want Boattrip? … und kehren ins Hotel zurück. Nach einem Aperitif auf dem Rooftop unseres Hotels, wo sonst ein leckeres Frühstück serviert wird, geben wir erst dem netten Bootsmann Bescheid und buchen für den nächsten Tag, dann suchen wir ein empfohlenes Restaurant im Markt, essen dort zu Abend und trinken dazu einen herrlichen Pott voll frischen Ingwertee.


Dann ziehen wir uns ins Hotel zurück, denn das Boot legt morgen schon um 8.30 Uhr ab.

—————— 28. JANUAR 2019

Am nächsten Morgen laufen wir nach dem Frühstück gut gerüstet für den Bootstrip los. Es ist früh am Morgen, dementsprechend niedrig sind die Temperaturen noch. Wir haben einiges übereinander gezogen, lange Hosen, Mütze bzw Hut und bekommen von unserem Bootsmann ein Kissen und eine Decke. Als das Boot losfährt, merken wir sofort, wie gut es war vorzusorgen.

Der Fahrtwind ist ohne die wärmende Sonne noch kalt und so packen wir uns gern ein in unsere Decken. Wir pfeifen auf dem Kanal aus der Stadt hinaus und trauen unseren Augen nicht, denn gleich nachdem wir den offenen See erreicht haben, „turnt“ ein Einbein-Ruderer auf seinem Boot herum und fischt. Das ist einmalig auf der Welt und zeigt, wie sich die „Intha“ – die Menschen vom See, an das Leben mit und auf dem Wasser angepasst haben.

Es ist nicht ganz klar, ob die Fischer heute tatsächlich noch auf diese Art fischen: Das Bewegen des Ruders mit einem Bein sorgt dafür, dass sie beide Hände frei haben, um mit dem Netz zu hantieren, oder ob sie es für uns Touristen machen, aber an diesem Morgen tauchen nacheinander einige auf, die wir fotografieren dürfen. Und so brausen wir über das ruhige Wasser, die Sonne geht auf und schickt schon ihre wärmenden Strahlen. Wir sitzen in einem langen, schmalen Holzboot auf klobigen Stühlen, mit Sitzpolstern und trockenen Füßen – das hat der Bootsmann besonders betont, dass seine Kunden kein Wasser schöpfen müssen während der Fahrt. Und so fahren wir mit unserem Skipper die Programmpunkte ab, die er uns aufgeschrieben hat.

Erste Station ist ein Dorf auf dem Wasser, wo sich Silberschmiede angesiedelt haben. Alle Häuser der verschiedenen Dörfer stehen auf Stelzen im Wasser, die meisten haben eine Art Vorgarten, der durch schwimmende Bambusstämme abgegrenzt wird. Ab und zu werden diese Vorgärten von wuchernden Wasserpflanzen gereinigt, natürlich auch per Boot. Jede Bewegung außerhalb des Hauses ist nur per Boot zu machen.
Wir werden bei einer Silberschmied-Werkstatt abgeladen und treten ein in dieses besondere Stelzenhaus. Eine Frau weiht uns ein in ihr Handwerk und führt uns in den Showroom, zeigt uns ihre Produkte und natürlich können wir nicht widerstehen: Sogar Peter kauft sich einen Ring. Einen mit Elefanten drauf. Ich bin gespannt, ob er ihn tragen wird …


Dann geht es weiter in schneller Fahrt in den schon wärmer werdenden Tag hinein nach „Indein“, wo ein großer Markt ist und eine Ansammlung halb überwucherter Pagoden. Der Markt stellt eine große Versuchung dar – wir könnten ununterbrochen kaufen, aber da unsere Rucksäcke schon jetzt zu voll sind, läuft die Versuchung ins Leere! Wir begnügen uns mit Fotos, zum Leidwesen der vielen Händler und Händlerinnen, die uns an jedem Stand ansprechen und natürlich ihre Waren verkaufen wollen. Wir bleiben standhaft – was gar nicht so leicht ist.


Gleich hinter dem Markt führt eine Brücke zu den Pagoden.

Auch diese Ruinen haben eine ganz besondere Atmosphäre, die man genießen könnte, wären nicht auch dort viele Händler, die alle Touristen ständig ansprechen. Wir fliehen vor diesem Ansturm und es geht auch bald weiter, nachdem wir erst unseren Skipper suchen müssen, der wohl mehr Zeit veranschlagt hat. Nächster Programmpunkt ist ein Fischerdorf, durch das wir langsam tuckern. Hier ist Sightseeing angesagt, auch hier fotografieren wir sehr gerne, denn diese Motive sind durchweg einmalig.

Wir beschleunigen die Fahrt und landen in einem anderen Wasserdorf bei Seiden- und Lotuswebern. Sehr interessant, denn ich wusste bislang nicht, dass im Innern der Lotusstängel sehr feine „Fäden“ sind, die man vorsichtig herauslösen kann.

Aus mehreren wird dann ein Faden gemacht, der wiederum für die Weberei genutzt wird. Entweder naturfarben oder gefärbt. Die Stücke, die wir im Showroom sehen, sind sehr schön, aber unglaublich teuer.

Wir leisten uns ein dünnes „Schälchen“.

Weiter geht es zu einem ganz besonderen Programmpunkt. Jetzt steht ein Besuch bei den Schirmproduzentinnen und den sogenannten Langhalsfrauen an.


Nach diesem Besuch lassen wir die Besichtigung der Zigarrenherstellung aus und fahren gleich zu den schwimmenden Gärten. Das sind große Flächen auf dem Wasser, auf denen hauptsächlich Tomaten angebaut werden, aber auch anderes Gemüse und Blumen – alles wird vom Boot aus bewirtschaftet. Man kann nur hoffen, dass der See als Lebensgrundlage und Lebensraum für die vielen Menschen erhalten bleibt, denn er ist an den meisten Stellen nur 2-3m tief und wird von Wasserpflanzen, die den Boden bedecken überwuchert. Diese Pflanzen drohen den See zu ersticken.
Es ist für sehr beeindruckend zu sehen, wie sich die Seebewohner mit dem Leben an und auf dem See arrangiert haben.
Unsere letzte Station ist ein großes Kloster, bei dem wir anlegen. Auch hier sind natürlich viele Touristen mit den Booten angekarrt worden, aber es ist trotzdem ein Ort der Ruhe und der Besinnung geblieben.


Im Lauf des Tages ist es immer heißer geworden, unsere verschiedenen Lagen haben wir längst abgelegt und dafür Sonnencreme aufgetragen. Jetzt fahren wir zurück und auf dem letzten Stück zeigen uns zwei „Fischer“ ihre Kunststücke auf den schmalen Booten, sie balancieren mit großen Reusen in der Hand in verschiedenen Positionen und bieten uns natürlich tolle Fotomotive – sie wollen aber auch Geld dafür. Einer der Schauspieler steuert sein Boot sehr nah zu uns und zeigt deutlich, dass wir jetzt bitte bezahlen sollen – er bekommt sein Geld.


Gegen 16 Uhr sind wir wieder im Hotel mit wirklich fast unbeschreiblich vielfältigen Eindrücken, die wir am besten durch unsere Fotos wiedergeben können. Am Abend kehren wir wieder in dem kleinen Restaurant im Markt ein.

————- 29. JANUAR 2019

Das Frühstück auf dem Hoteldach ist wieder sehr reichhaltig. Sie bieten viele verschiedene warme Speisen an, die die Burmesen zu jeder Tageszeit essen: Nudelsuppe, Fischsuppe, gebratene Nudeln oder gebratenen Reis mit Gemüse oder auch Huhn oder Fleisch, daneben gibt es aber auch „westliches“ Frühstück, wie wir es kennen. Wir ziehen uns noch warm an, denn morgens und abends ist es richtig kalt am See, denn er liegt auf 875 m, außerdem geht meist ein frischer Wind da oben. Nach dem Frühstück ziehen wir mit den Hotelrädern los.

Die Größenverhältnisse passen nicht so gut, aber wir können uns vorwärtsbringen. Vorher versuchen wir Geld abzuheben an einem der vielen ATMs und zum ersten Mal auf unserer Reise haben wir Pech – der Bancomat verweigert die Auszahlung, angeblich weil zu wenig Guthaben auf dem Konto ist, was nicht der Fall ist. Als wir den Betrag verringern, spuckt er doch noch ein bisschen was für uns aus – wir sind sehr froh darüber.

Unsere Radtour starten wir aus der kleinen Stadt hinaus, über den Kanal, auf die Straße, die wir mit dem Taxi gekommen sind und, was soll ich sagen, wir werden durchgeschüttelt wie im Auto, nur etwas direkter. Es macht nur bedingt Spaß, aber wir sind hartnäckig und radeln weiter bis zu den angekündigten „Hot Springs“, die wir allerdings nur kurz besichtigen, aber in die wir nicht hineintauchen. Die Anlage macht uns nicht an …
Wir radeln weiter, jetzt sogar auf einer besseren Straße, müssen aber bald abbiegen in ein Dorf, wo wir ein Boot mieten müssen, um mit den Rädern über den See zu kommen. Wir finden einen Skipper, der unsere Räder in sein Boot lädt und mit uns quer über den See brettert. Wieder macht es ziemlich Spaß, auch wenn wir dieses Mal keine Stühle im Boot haben, sondern auf dem Boden hocken. Noch schaffen wir das.

Auf der anderen Seite legen wir in einem sehr malerischen Dorf mit einer langen Holzbrücke an und verbringen einige Zeit dort um uns umzusehen und – natürlich – zu fotografieren. Später steigen wir wieder auf die Drahtesel und radeln weiter in Richtung unserer Unterkunft. Unterwegs finden wir noch ein schönes Restaurant, in dem wir uns einen Avocado-Smoothie gönnen – schmeckt sehr gut!

Weiter geht’s! Unser Ziel ist jetzt ein Weinberg, den ein Deutscher dort angelegt hat. Weinberge sind dort ungewöhnlich, aber es scheint ihm zu gelingen, gute Reben zu ernten. Man kann dort auf dem Weingut eine kleine Weinprobe machen –genau das steht nun an. Das Weingut liegt in den Hügeln und wir müssen uns anstrengen, um dort oben anzukommen. Erst danach dürfen wir kosten. Vier verschiedene Weine probieren wir – einer schmeckt uns. Der Ort ist wunderschön, Blick auf die See-Landschaft, auf die Weinberge, Ruhe – schön!

Erst danach radeln wir zurück, verfahren uns zwei Mal, kommen aber sicher im Hotel an.

Wir spüren beide unsere Oberschenkel und haben unser Abendessen verdient, wie wir feststellen. Heute suchen wir nach Empfehlung unseres Hotels, ein Restaurant mit dem Namen „French Touch“, nach einigem Suchen finden wir es, ich bestelle Guacamole mit frischen Chips, Peter ein Baguette mit Fonduekäse drauf. Im Restaurant läuft auf einer Leinwand ein Film über das Leben eines jungen Mönchs. Wir können gar nicht anders als zusehen, es ist zu interessant. Auf dem Nachhauseweg stellen wir zufrieden fest, dass wir schon zwei pralle Tage hier verbracht haben und nun einen Tag ohne Programm ansteht.

———— 30. JANUAR 2019

Nach dem Frühstück schreibe ich an den Blogberichten, Peter lädt unsere Fotos hoch, danach ziehen wir los um das Postoffice zu suchen – wir haben Karten geschrieben für Jona und Benno, die sollen ihren Weg finden.


Die Post ist leicht zu finden, wir kaufen Briefmarken und werfen die Karten ein. Immer in der Hoffnung, dass sie ankommen.

Auf dem Weg durch die Straßen begegnen uns immer wieder Novizinnen bei ihren Almosengängen, die sie mit ihrem Gesang begleiten. Im Zick-Zack-Kurs kreuzen sie über die Straßen, halten meist einen Sonnenschirm dabei und sammeln die Almosen der Leute ein.

Dann bummeln wir durch die Straßen, durch den Markt, bis ich bemerke, dass mein Magen-Darm-System wieder in Alarmbereitschaft ist. Also schnell ins Hotel zurück, dort beginnt alles wieder von vorne und ich bleibe gerne im Bett liegen.


Peter geht alleine zum Essen. Er geht wieder in „unser“ Restaurant, wo sie ihn schon kennen, isst dort und bringt mir eine Hühnersuppe mit, die ich wohl auslöffeln muss, auch wenn mir noch mächtig übel ist und der Essensgeruch mir nicht verlockend erscheint. Ich schaffe es und sie hilft. Ich kann danach schlafen.

Schreib eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..