08. – 10. FEBRUAR 2019
Nachdem wir gepackt und gefrühstückt haben, stehen wir vor dem Phousi Guesthouse und warten auf ein Tuk-Tuk, das uns, laut Fahrschein und Absprache in der Agentur rechtzeitig abholen und zum Busterminal bringen soll. Wir warten lange, aber es kommt niemand. Die Hotelleute haben besseres zu tun, als für uns in der Agentur anzurufen und meinen, wir sollen Geduld haben. Haben wir, aber nur bedingt, weil wir den Bus nicht verpassen wollen. Da die Agentur nicht weit ist, setzen wir bald unsere Rucksäcke auf und laufen dorthin. Die Dame ist nicht überrascht, dass niemand gekommen ist, sagt nicht viel, nur dass wir uns hinsetzen sollen. Da sitzen schon zwei weitere Reisewillige mit nicht sehr begeisterten Mienen. Sitzen werden wir heute noch genug – also bleiben wir stehen. Eine halbe Stunde später kommt „unser“ Tuk-Tuk angeknattert. Bereits vollbesetzt wie uns scheint, aber Platz ist in der kleinsten Hütte, also lautet die Devise: Zusammenrücken, zwei Kinder zum Fahrer nach vorn, unterwegs noch zwei Leute eingepackt, sodass insgesamt dreizehn Menschen auf diesem kleinen Gefährt zum Busbahnhof wackeln. Dort müssen wir unseren Fahrschein gegen einen anderen Fahrschein eintauschen und stehen dann wieder wartend herum. Es dauert zwanzig Minuten, bis der Minivan mit unserer Nummer auf den Platz fährt. Sofort scharen sich viele Reisende um den Bus, das Gepäck wird aufs Dach verfrachtet und bis wir einsteigen, bleiben uns nur noch zwei beengte Plätze in der letzten Reihe. Was für mich noch einigermaßen geht, ist für Peters Beine unbequem. Aber es sind ja nur vier Stunden! Mit ziemlicher Verspätung setzt sich der Fahrer endlich auf seinen Sitz, es sieht so aus als könnten wir abfahren, da kommen noch zwei Reisende angetrabt. Was wir nicht für möglich halten, wird möglich gemacht, zwei hochgeklappte Hilfssitze werden als vollwertige Sitze genutzt und so sitzen bald wieder dreizehn Menschen sehr beengt für die nächsten Stunden beisammen.
Die eigentliche Herausforderung dieser Busfahrt lernen wir aber erst kennen, als wir die Stadt Luang Prabang verlassen. Die Straßen sind kaum asphaltiert, mit tiefen Löchern übersät und eigentlich nur im Schritttempo befahrbar, was der Fahrer allerdings nicht macht und so werden wir immer wieder von den Sitzen katapultiert und versuchen im Lauf der Fahrt zu antizipieren, wann wir mit so einem Stoß rechnen müssen und uns muskulär absichern sollten. Manchmal gelingt es …
Der Busfahrer fährt die gesamte Strecke und macht dann, etwa eine Stunde bevor wir ankommen sollen, eine Mittagessenspause, die wir nicht bräuchten – er verständlicherweise schon! Was für ein Job, auf diesen Strecken täglich hin- und herzufahren! Wir kommen gegen 13.30 Uhr in Nong Khiao (manchmal auch Khiaw geschrieben) an, steigen auf ein Tuk-Tuk zusammen mit anderen, sitzen als erste drin und müssen nach vielleicht 500 Metern als erste wieder raus. Lustiges Plätzerücken ist angesagt – wir wären besser gelaufen.
Unsere Unterkunft liegt direkt am Fluss Nam Ou, wir bekommen ein schönes Zimmer mit Balkon und Blick auf den Fluss und auf die umliegenden hohen Berge. Sehr idyllisch und wohltuend nach dieser extremen Fahrt. Wir atmen tief durch und sind sehr froh angekommen zu sein.
Zum Hotel gehört eine große Terrasse mit Bambussonnenschirmen und Sitzplätzen, auch mit Blick auf den Fluss, auf dem reger Bootsbetrieb herrscht.

Von unserem Balkon aus sehen wir einen Mitreisenden vom Bus, der in das dunkelbraune Wasser steigt um sich zu erfrischen. Wir stellen beide fest, dass uns diese intensive Braunfärbung vom Baden abhält, obwohl wir wissen, dass es nur Sedimente sind, die der Fluss mitnimmt in Richtung Mündung.
Nach einer Pause, die wir beide brauchen, stiefeln wir los und erkunden den kleinen Ort. Er liegt inmitten hoher Karstberge, besteht aus zwei Ortsteilen, die durch eine Brücke aus der französischen Kolonialzeit verbunden sind. Viele Agenturen für Abenteuertouren haben sich in den letzten Jahren hier niedergelassen und locken immer mehr Touristen an. So gibt es im Ort sehr viele Guesthouses.
Unsere Unterkunft liegt ziemlich am Anfang des Dorfes und wir laufen durch die „Hauptstraße“ in Richtung Brücke. Je näher wir der Brücke kommen, desto mehr Agenturen, Cafés und Restaurants gibt es. Wir sind auf der Suche nach einem Geldautomaten, finden schließlich einen, der uns aber kein Geld auszahlen möchte. Das darf jetzt nicht sein, denn es ist unsere letzte noch funktionierende Karte. Wir gehen in die zugehörige Bank, finden einen freundlichen Angestellten, der Englisch spricht und beschreiben unser Problem. Er meint, dass der Automat veraltet ist und wir auf der anderen Seite der Brücke einen neueren finden, dort sollen wir es noch einmal versuchen. Das machen wir mit klopfenden Herzen! Kaum trauen wir uns die Karte einzustecken, den PIN einzugeben und den Anweisungen zu folgen. Denn was tun, wenn wir auch hier kein Geld bekommen?
Nun, es gelingt! Der Automat erkennt unsere Karte und zahlt uns Geld aus. Wir sind unendlich erleichtert.
Da wir schon auf der anderen Seite des Dorfes sind, suchen wir auch gleich nach dem Hinweis auf den Weg zu dem Viewpoint, der ausnehmend schöne Aussichten bieten soll, sowohl bei Sonnenaufgang als auch beim -untergang. Wir sind noch unentschieden, welchen Zeitpunkt wir wählen wollen, finden aber ein Schild, das uns den Weg zeigt und können umkehren. Nun brauchen wir eine Stärkung und setzen uns auf die Terrasse eines Restaurants direkt am Fluss. Es gibt Crêpes und Mango-Passionsfrucht-Smoothie und schmeckt wunderbar! Die Landschaft wirkt beruhigend und wohltuend, es ist schön hier – ein Ort zum Erholen!
Auf dem Rückweg besorgen wir uns gleich die Bustickets zu unserem nächsten Ziel, nach Vang Vieng, und kehren dann zum Hotel zurück, inzwischen ist es zu spät um noch auf den Berg zu klettern. Also werden wir morgen mal wieder sehr früh aus den Federn steigen, um den Sonnenaufgang dort oben zu genießen.
Aber zuerst setzen wir uns auf die Terrasse, lassen die ungewohnte Ruhe auf uns wirken, den Blick auf Berge und Fluss, merken, wie es zunehmend kühler wird, als die Sonne hinter den Bergen verschwindet und ziehen später beide gerne eine Jacke an, als wir zum Essen gehen. Wir suchen uns ein Restaurant direkt am Fluss aus, sitzen auf einem mit Lampions beleuchteten Platz und wissen einmal mehr die laotische Küche zu schätzen, trinken dazu ein LaoBeer – es geht uns gut.
Am nächsten Morgen klingelt der Wecker um 5.20 Uhr. Wir kommen gut raus, sind gespannt auf unser Abenteuer, ziehen uns warm an, auch die geschlossenen Schuhe kommen zum ersten Mal zum Einsatz und machen uns mit einer Taschenlampe ausgerüstet auf den Weg. Noch ist es dunkel, aber wahrscheinlich sind wir ein bisschen zu spät dran, um den Sonnenaufgang zu sehen. Als wir am Eingang zum Aufstieg sind, ist es sechs Uhr. Wir bezahlen bei einem jungen Mann unser Wegegeld und marschieren auf dem Urwaldweg los. Mir ist ein wenig mulmig, Peter ist schon im Abenteuer-Entdecker-Modus. Der Weg ist gut gemacht, viele Stufen, mit Bambus befestigt, dazu Felsbrocken, die als Treppenstufen dienen, Seile und Bambusstangen zum Festhalten. Alles da. Der Aufstieg ist sehr steil und anstrengend, zumal wir uns beeilen, um „rechtzeitig“ oben zu sein, Statt der vorgesehenen 1 ½ Stunden brauchen Peter und ich 1 Stunde und stehen also um 7 Uhr schwitzend, ich dazu mit roter Birne, auf dem Gipfel und werden für unsere tolle Laufleistung belohnt. Was für eine Szenerie: Unter uns die Wolken, aus denen Berggipfel herausragen, ringsum.
Vor uns kamen schon Scharen von Gipfelstürmern hier oben an und machen ein Fotoshooting nach dem anderen. Nach uns kommen auch noch viele – es ist ein sehr beliebtes Ziel, verständlicherweise!
Ein junger Laote erzählt uns, dass er und seine Freunde und Freundinnen in der Nacht von Lang Prabang losgefahren sind, um den Sonnenaufgang hier zu bewundern, sie fahren danach gleich wieder zurück! Verrückt, meint er selbst und mich erinnert es an meine Jugend, als es cool war, samstags in der Nacht nach Paris zu düsen, dort zu frühstücken und danach wieder zurückzufahren.
Außerdem unterhalten wir uns noch mit einer Gruppe von Franzosen und Französinnen, von denen zwei ein ganzes Jahr reisen. Sie waren schon in Australien, dann in Thailand, jetzt in Laos. Wir konnten ihnen von Myanmar erzählen.

Nach 8 Uhr steigen wir ab. Langsam, möglichst ohne auszurutschen, was uns gelingt.
Wir frühstücken in einem Café, bummeln ein wenig durch den Ort, sitzen auf der Terrasse, bevor es Peter am späten Nachmittag wieder hinaustreibt: Er möchte noch eine Höhle besuchen.
Im Reiseführer ist Tham Pha Tok als riesige, mehrstufige Höhle beschrieben, welche während des Vietnam-Kriegs als Zufluchtsort für die Dorfbewohner diente. Sie liegt allerdings gut 3 km von unserer Unterkunft entfernt und die Beine sind vom morgendlichen Auf- und Abstieg noch schwer. Es ist schon später Nachmittag, als ich mich auf den Weg mache, während Eva im Hotelzimmer am Blog weiter schreibt. Der Weg entlang der staubigen Straße, vorbei am Abzweig zum Viewpoint von heute früh, zieht sich und die Sonne geht schon hinter einem der hohen Berge unter, es wird merklich kühler. Die letzten Meter zur Höhle führen über eine lange, schön angelegte Bambusbrücke, eine steile Betontreppe zum Höhleneingang. Die Höhle ist wirklich riesengroß. Mit der Taschenlampe meines Handys lassen sich die Dimensionen nur erahnen.
Trotz schwerer Beine schaffe ich auch den Rückweg in flotten Schritten und erreiche unser Hotel mit Einbruch der Dunkelheit.
Ein letztes Mal über die Brücke, eine Treppe hinunter in ein Restaurant direkt am Flussufer und schon sitzen wir gemütlich, mit einem Aperitif, danach mit laotischem Essen, beisammen, resümieren unsere Erlebnisse in diesem Dorf und stellen zufrieden fest, dass sich dieser Abstecher in die nördliche Bergwelt von Laos wirklich gelohnt hat.
Ulrich Mayer
Also ihr zwei Lieben.
Wir bewundern eure Ausdauer und freuen uns über die einzigartigen Bilder und Berichte.
Da geht’s uns Beiden doch gleich besser.
Liebe Grüße von U +U